veröffentlicht am 27.08.2025 in der Schwäbischen Post:
Team Kocher Härtsfeld: Aus Rivalen wird eine starke Gemeinschaft
Stand:27.08.2025, 17:24 Uhr Von: Tim Abramowski
Die vereinten Mannschaften von SV Ebnat, SV Waldhausen und FV 08 Unterkochen zeigen stolz das starke Gemeinschaftsgefühl und die enge Verbundenheit, die das Team Kocher Härtsfeld seit über 20 Jahren auszeichnet. © Team Kocher Härtsfeld
Der SV Ebnat, FV 08 Unterkochen und SV Waldhausen wachsen als Team Kocher Härtsfeld zusammen. Ein starkes Bündnis mit Signalwirkung für den Jugendfußball.
Aalen. Es war ein Wagnis – und für manche fast ein Tabubruch: Ausgerechnet die alten Rivalen SV Ebnat, FV 08 Unterkochen und SV Waldhausen wollten plötzlich gemeinsame Sache machen. 2004, als viele Jugendmannschaften kaum noch spielfähig waren, entschieden die Verantwortlichen: Wir schaffen etwas Neues – oder wir verlieren eine ganze Generation an Fußballern. Zwei Jahrzehnte später ist klar: Dieses mutige Bündnis war der richtige Schritt. Das Team Kocher Härtsfeld ist heute nicht nur eine feste Größe im Jugendfußball, sondern ein Paradebeispiel dafür, wie Zusammenarbeit über Vereinsgrenzen hinweg funktionieren kann.
Viele Vereine haben das gleiche Problem
Anfang der 2000er-Jahre standen viele kleinere Vereine vor demselben Problem: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen nahm ab, ganze Altersklassen konnten nicht mehr besetzt werden. „Uns war klar: Wenn wir nichts tun, gehen uns die Mannschaften Stück für Stück verloren“, erinnert sich Bernd Mauß vom FV 08 Unterkochen.Also ergriffen die Vorstände die Initiative: Hans Holtz (SV Ebnat), Frank Ackermann, Michael Zeller und Bernd Mauß (FV 08 Unterkochen) sowie Jo Brenner (SV Waldhausen) schmiedeten mit klaren Rahmenbedingungen eine feste Spielgemeinschaft. Spontane Ad-hoc-Lösungen sollten der Vergangenheit angehören, eine verlässliche Struktur mit Perspektive für die Jugend sollte entstehen. Der Grundstein für das gelegt, was heute selbstverständlich wirkt: eine feste Struktur von der D- bis zur A-Jugend.
Nicht frei von Hindernissen
Doch der Weg war nicht frei von Hindernissen. Jahrzehntelange Rivalitäten aus unzähligen Derbys mussten überwunden werden. Plötzlich sollten aus Gegnern Kameraden werden. „Am Anfang war das für viele schwer – aber irgendwann hat jeder gespürt: Nur gemeinsam sind wir stark“, sagte Dietmar Förstner vom SV Ebnat.Mit viel Geduld und Kommunikation gelang es, den Stolz auf den eigenen Verein auf die SGM zu übertragen. Schon bald stellten sich die ersten sportlichen Erfolge ein, leistungsstarke Teams etablierten sich in den Bezirks- und Regionenstaffeln. 2016 wurde die Kooperation erstmals auch auf die D-Jugend ausgeweitet.Ein entscheidender Schritt folgte 2020: Aus der „SGM“ wurde das Team Kocher Härtsfeld. „Der neue Name hat uns ein Gesicht gegeben und gezeigt, dass wir zusammengehören. Außerdem war der kombinierte Name aus den drei Ortschaften einfach zu lang“, betonte Dietmar Förstner. 2021 ging eine eigene Homepage online, die die drei Vereine auch digital verband.Besonders prägend war das Engagement langjähriger Mitstreiter. „Ohne diese Treiber wäre die Entwicklung nie so schnell gegangen – sie haben unheimlich viel Herzblut investiert“, erinnerte sich Harald Drabek vom SV Waldhausen.
Sieben Mannschaften
Heute stellt das Team Kocher Härtsfeld sieben Mannschaften, drei davon in der prestigeträchtigen Regionenstaffel. Vor allem die D-Jugend wächst rasant – mit über 60 Spielern in vier Teams wird mittelfristig der Sprung in die höchste Spielklasse angepeilt. „Die Regionenstaffel ist für uns ein klares Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, berichtete Gesamtkoordinator Horst Knaus vom FV 08 Unterkochen. „Das ist für unsere Spieler ein Riesenschritt in ihrer sportlichen Entwicklung.“Die Ziele sind ehrgeizig: nachhaltige Jugendarbeit, bestmögliche Ausbildung, Gewinnung engagierter Trainer und der Aufbau leistungsorientierter Strukturen. „Wir wollen zu den Top fünf Vereinen in Ostwürttemberg gehören“, lautet das Selbstverständnis.
Die Gründerväter der SGM, von links: Helmut Holtz, Peter Schiele (bede FV08), Herbert Brenner (SVW) und Erich Krämer (SVE) © Team Kocher Härtsfeld
Mehr als nur Fußball
Doch bei aller Professionalität: Die Stärke des Team Kocher Härtsfeld geht über Tabellenplätze hinaus. „Wir wollen gute Fußballer ausbilden, aber vor allem wollen wir gute Menschen formen“, fasste es Bernd Mauß zusammen. Im Mittelpunkt stehen die Kinder und Jugendlichen, ihre sportliche wie soziale Entwicklung. Dass dies gelingt, zeigt die enge Bindung vieler Jugendspieler an ihre Vereine – und der Stolz, Teil einer funktionierenden Einheit zu sein.Das Team Kocher Härtsfeld ist längst mehr als eine Zweckgemeinschaft. Aus der Not geboren, hat sich die Kooperation zu einem Erfolgsmodell entwickelt, das weit über die Region hinaus Beachtung findet. „Es war der richtige Schritt – und er hat uns stärker gemacht, als wir es je allein hätten sein können“, so Harald Drabek abschließend.