Ein Friedenspäckchen für Putin
Jan (8) hat mit Mama Konserven eingekauft und liefert sie zusammen mit seinem Papa im SV Vereinsheim bei der Spendensammelaktion für die Ukraine ab.
© Panja Tillmann-Mumm
Wie sich der Sportverein Ebnat für die vom Ukrainekrieg betroffenen Menschen engagiert und was die Ebnater Spender bewegt.
Aalen-Ebnat.
Dienstagabend, 18 Uhr. Die große Banneraktion auf dem Kunstrasenplatz in Ebnat ist gerade vorüber. In einer halben Stunde beginnt die erste von zwei Spendenaktionen des Sportvereins Ebnat. Die Tür des Sportheims ist noch geschlossen. Doch davor stehen schon schwere Kartons, vermutlich mit Konserven gefüllt, und dicke große Tüten mit warmer Kinderkleidung.
Der SV hat sich bei seinem Spendenaufruf an die Empfehlung der Hilfsorganisation orientiert, sich auf das zu konzentrieren, was – zumindest im Moment – von den Ukrainern am dringendsten benötigt wird. Abgesehen vom Frieden. Medikamente, besonders Schmerzmittel, haltbare Lebensmittel wie Konserven. Und warme Kleidung für Kinder.
Daran haben sich die Ebnater gehalten. Dietmar Förstner, Manuel Weber und ein paar junge Fußballer haben die Kartons ins Vereinsheim geschleppt, verstärken noch leere Schachteln mit Panzertape. Elke Frank vom Förderverein des SV Ebnat, und Inge Weber, eine der guten Seelen des Vereins, machen sich sofort an die Arbeit. Wirken so, als ob sie das täglich tun. Kisten öffnen, Inhalt checken, mit flinken Händen sortieren und verteilen. Manche Spender haben sich Gedanken gemacht. Wollten noch mehr tun, als im Aufruf stand. Die einen haben an Zahnbürsten und -creme gedacht, andere an Duschgel. Die Verschlüsse säuberlich verklebt. Damit nichts ausläuft auf dem Weg in die Ukraine. Ein paar Süßigkeiten für die Kinder. In einem Päckchen: ein kleines Bündel Kerzen samt Streichhölzern. Wohl auch als Symbol der Hoffnung gemeint. „Das sollten wir direkt in einem Päckchen an Putin schicken“, sagt Inge Weber. „Damit dem mal ein Licht aufgeht. Was er für einen Wahnsinn veranstaltet.“
Die Eckbank ist bereits mit Kartons und Tüten gefüllt, auf dem Tisch reihen sich Bohnen, Ravioli und Nudeleintopf in Dosen. Alle paar Minuten geht die Tür auf und ein Ebnater bringt Nachschub.
Donnerstagnachmittag, direkt nach der zweiten Aktion, bringt Manuel Körber alles mit einem Kleinbus nach Neuler zum Stukkateurbetrieb Lang. Nicole Erhardt und ihr Team haben dort eine Sammelstelle aufgemacht und verteilen die Hilfsgüter von Neuler aus an die Hilfsorganisationen im Land. Die Antwort darauf, warum sie mithilft, ist für Elke Frank einfach: „Das gehört dazu bei uns. Da hilft man zusammen im Verein.“ Nicht nur gegenseitig. Sondern eben auch anderen. Wie jetzt. Oder bei der Flutkatastrophe im Ahrtal.
Jan (8) ist mit seinem Papa und der kleinen Schwester mit dem Rad gekommen und packt seine Schätze aus den Stoffbeuteln. Heute Mittag war er mit Mama Lebensmittel für die Notleidenden einkaufen.
„Man versucht halt sein Möglichstes, um die Betroffenen etwas zu unterstützen“, sagt der Papa. Eine 66-Jährige ist schnell zur Apotheke geeilt, nachdem ihr Mann ihr von der Spendenaktion erzählt hatte. Hat alles gekauft, was sie an Fiebersaft und Schmerzmittel bekommen hat. „Bei Arznei ist das ja rationiert. Man darf ja gar nicht so viel holen“, bedauert sie. Warum es ihr wichtig ist zu spenden? Sie schluckt erstmal, kämpft kurz. „Weil ich selbst Enkel hab’. Und weil es das Einzige ist, was wir hier machen können in diesem unfassbaren Leid, was die Menschen dort ertragen müssen.“
Birgitta Schubert-Schlosser hat eben ihr Paket abgegeben. Sie ergänzt: „Die greifen ja bewusst zivile Ziele an. Zivilisten sind die Opfer. Das ist so furchtbar.“ Helfen gegen die Hilflosigkeit. Da ist einerseits unendliches Mitleid. Andererseits Bewunderung. Für den Mut der Ukrainer, den es erfordert, Entscheidungen für sich und seine Familie zu treffen und diese dann umzusetzen. Mit aller Konsequenz. „Den bewundere ich wirklich“, sagt eine der Spenderinnen.