veröffentlicht in der Schwäbischen Post am 08.01.2016:
Schräge Rezepte gegen den Ehefrust
Aalen-Ebnat
Blondinen-Gene „hat man oder hat man nicht“, zitiert zwar die platinblonde Schönheit und solvente Bauunternehmergattin Gertrud (gespielt von Birgit Breitweg) selbstsicher. Doch nagen auch bei ihr schon Krampfadern und dünner werdende Haare am sexy Image aus der Jugendzeit. Durchaus zur Freude ihrer beiden Freundinnen Margarete und Hedwig (Roswitha Weber in ihrem 25. Bühnenjubiläum und Nicole Braunschmid).
„Wir haben uns ja die tollsten Typen geschnappt“, erinnern sich die drei beim Friseur sitzend gerne an die wilden Zeiten. Doch auch die drei supertollen Typen von früher Friedhelm, Josef und Peter (Friedrich Arnold, Eberhard Amerein, Torsten Eberle) sind nicht mehr, was sie mal waren. Auch sie sitzen und träumen bei Bier und Leberkäs von den Zeiten, als ihnen die Mädels scharenweise zuflogen.
Gute Idee: Beide Gruppe sind zeitgleich auf der Bühne und werden durch die Beleuchtung abwechselnd in Szene gesetzt. Toll, wie unterschiedlich die Sichtweisen von Mann und Frau doch sind. Und zu betrachten gibt es in langen Ehejahren wahrlich viel.
Die drei frustrierten Ehemänner buchen für ihre ebenso frustrierten Frauen ein Wellnesswochenende. Dann sind die Frauen weg, ist Zeit für „Sex, Drugs and Rock’n-Roll“ wie früher. Doch die Party ist fad und selbst der Joint nicht mehr das, was er mal war. Doch auch die Damen haben schnell genug von Wellness und unabhängig voneinander beschließen Frauen wie Männer, wieder einmal „etwas wie früher zu erleben“. Denn das „was ist nur aus uns geworden“, nagt heftig am Lebensgefühl.
Schön natürlich für die Dramaturgie, dass beide Gruppen auf die gleiche Idee kommen. Nach Unterrombach ins „White Horse“ soll es gehen. Rotlichtmilieu inklusive. Doch erkannt will man nicht werden. Also schminken sich die Damen heißblütig bis zur Unkenntlichkeit und die Herren treten als ebenso heißblütige südländische Machos mit schwarzen Anzügen und Sonnenbrille in Erscheinung.
Das Ende: Alle Paare finden unerkannt wieder zueinander und die Polizei löst letztendlich das Verwirrspiel auf. Logisch, dass dazwischen viel Platz blieb für allerlei witzige, auch freche Dialoge. Aber immer absolut jugendfrei, nie wirklich derb und schon gar nicht schlüpfrig.
Das ist ein wahrlich schmaler Grad, doch er wurde prima genommen von den Akteuren. Am Ende dann der Vorhang und ganz viel Applaus. Umgesetzt hat das Stück „Leberkas und rote Strapse“ die Theatergruppe Ebnat wieder mit viel Herzblut und mindestens eben so viel Routine. Da flutschen die Texte. Selbst der italienische Slang mit vielen „o“ am Wortende.
Auch sind die Akteure von der erste Minute an frei im Spiel und bringen sogar ein „Smoke on the water“ fetzig auf die Bühne. Spürbar in jeder Minute war auch die intensive Vorbereitung. Da klappte alles bis hin zum schnellen Umbau der Kulissen zwischen dem 2. und 3. Akt.
Fazit: Das war ein würdiges 25. Jubiläum der Theatergruppe. Und dass es schon am Nachmittag eine Vorführung für Kinder und auch die Senioren von der Schillerhöhe und dem Samariterstift Ebnat gab, ist eine wirklich schöne Sache.
In weiteren Rollen waren zu sehen:
Dass die Frau beim Friseur war, merkt der Mann nur noch am Geruch vom Haarspray.
Frustrierte Ehefrau
- Thomas Krebs als Dr. Dr. Müller-Tiefensee, Chef vom Steuerbeamten Friedhelm.
- Kristina Rauer als Liane Kowalski, Untermieterin bei Sepp und tätig im „White Horse“.
- Werner Eberle und Rudolf Weber als Polizist und Barbesucher.
- Roswitha Weber und Birgit Breitweg führten Regie.
- Heiko und Ewald Nigmann waren für Licht und Ton verantwortlich.
- Renate Buchstab und Monika Pehl waren Souffleusen.
- Jenny Polster-Kuhner und Anja Goggele arbeiteten in der Maske.
Letzte Aufführung: Für alle die die beiden ersten Aufführungen verpasst haben: Nächster und letzter Aufführungstermin ist am 14.01. um 19.30 in der Jurahalle Ebnat. Mehr über das Stück und die Theatergruppe findet man auch unter www.theater-ebnat.de
© Schwäbische Post 08.01.2017 19:56