veröffentlicht in der Schwäbischen Post am 13.11.2025
13.11.2025, 20:07 Uhr Von: Tim Abramowski

Unverhofft ins Sportstudio: Migel Schurr und der große Torwand-Traum

Migel Schurr vom SV Ebnat wird am 22. November im Aktuellen Sportstudio auf die Torwand schießen. © SV Ebnat
Was mit einem genialen 60-Meter-Tor begann, endet vor Millionen Zuschauern an der Torwand der Sportsendung: Die Geschichte des Migel Schurr.
Aalen-Ebnat. Für die meisten Amateurfußballer bleibt das Torwandschießen im Aktuellen Sportstudio ein unerreichbarer Fernsehmoment, eine Mischung aus Kult, Mythos und Kindheitstraum. Für Migel Schurr vom B-Ligisten SV Ebnat wird dieser Traum am 22. November plötzlich Wirklichkeit – völlig überraschend, ohne Bewerbung, ohne große Ambitionen. Und genau deshalb fühlt es sich für ihn so besonders an.
Schurr wusste von nichts
„Ich habe mich gar nicht beworben“, sagt Schurr, der entsprechend überrascht war als er von der Einsendung hörte. Die ganze Aktion ging von seinem Mannschaftskollegen Florian Rauwolf aus. Dieser hatte das Video von Schurrs spektakulärem 60-Meter-Tor beim Auswärtsspiel in Kösingen eingereicht – ohne dem Schützen auch nur ein Wort darüber zu sagen. „Bis letzte Woche wusste ich überhaupt nichts davon. Dann hieß es plötzlich: Migel, dein Tor steht zur Wahl fürs Sportstudio. Da habe ich erst mal geschaut.“ Abstimmen konnte man bis vergangenen Montag über das Fußballportal Fussball.de und auf Instagram.
Abschluss perfekt getimt
Der Treffer selbst ist längst ein kleiner SV-Ebnat-Klassiker. Ein weiter, perfekt getimter Abschluss aus der eigenen Hälfte, über den Keeper hinweg, direkt ins Netz. „Ich glaube, man kann schon sagen, dass man so ein Tor nicht jeden Tag schießt“, erzählt Schurr. Während des Spiels habe er immer wieder gesehen, dass der Torwart weit draußen stand. Dann kam der Moment. „Ich hab gedacht: probier’s – und dann hat’s perfekt geklappt. Die Freude war riesig. Und wenn ich jetzt zurückblicke, ist sie’s immer noch. “Wichtig war der Treffer obendrein. Der SV Ebnat tat sich in Kösingen oft schwer, Siege waren selten. „Für uns als Mannschaft war das ein Statement. Das hat uns gutgetan.“ Am Ende gewann der SVE mit 5:2. Als die Abstimmung im Sportstudio online ging, kam die nächste Überraschung. Schurr wurde nicht nur nominiert – sein Tor lag bei der Abstimmung plötzlich weit vorne. „Ich hab das mit einem großen Schmunzeln verfolgt. Es ist etwas Besonderes. Man fühlt sich wertgeschätzt – vom Verein, von der Mannschaft, vom ganzen Umfeld.“
Schurr kann es immer noch nicht glauben
Gleichzeitig wuchs der Druck von außen. „Im Geschäft, im Verein, privat – überall hieß es: Migel, blamier uns bloß nicht!“, sagt er schmunzelnd. Dass er nun tatsächlich bald an der Torwand steht, könne er immer noch kaum glauben. „Man kann das nicht realisieren. Das passiert einem Amateurfußballer nicht jeden Tag. “Ob es noch ein paar Trainingsschüsse an der Torwand geben wird, ist offen. „Ich weiß gar nicht, ob wir im Verein überhaupt eine Torwand haben. Das muss ich noch abklären.“
Die Zeit wird knapp – der Auftritt ist bereits am 22. November. Für Schurr ist klar: „Wenn sich was ergibt, übe ich noch etwas an der Torwand. Wenn nicht – ich freue mich trotzdem. Das ist ein Erlebnis, das man nur einmal im Leben hat.“
Gegner ist Oliver Baumann
Auf dem Mainzer Lerchenberg trifft er dann auf einen echten Hochkaräter: Hoffenheims Nationaltorhüter Oliver Baumann. „Eine große Ehre“, sagt Schurr. Eine besondere Beziehung zur TSG hat er nicht, „aber solchen Leuten begegnet man nicht jeden Tag. Da freue ich mich riesig drauf.“Wie viele aus Ebnat ihn im Studio unterstützen dürfen, weiß Schurr noch nicht – Karten gibt es nicht mehr. „Meine Kumpels wollten alle mit. Die A-Jugend, die ich trainiere, auch. Aber es sieht schlecht aus. “Stattdessen entsteht wohl ein kleines Public Viewing im Vereinsheim. „Die Jungs setzen sich vor den Fernseher, das wird sicher ein Event.“ Auch aus der Vereinsführung gibt es Begeisterung: „Dietmar Förstner hat erzählt, dass noch nie jemand vom SV Ebnat im Sportstudio war. Er ist sehr stolz. “Bei all der Aufmerksamkeit ist es Schurr wichtig, etwas klarzustellen: „So ein Tor schießt man nicht allein. Das schafft man nur mit einer Mannschaft, die einem vertraut – und mit einem Trainer, der einem diese Freiheit gibt. “ Der 60-Meter-Schuss sei auch ein Zeichen von Wertschätzung. „Wenn der Trainer dir immer wieder vertraut, wagst du auch mal etwas.“
Der große Moment rückt näher
In rund einer Woche steht ein Fußballer aus Ebnat vor der bekanntesten Torwand Deutschlands. Und egal, wie oft er trifft – dieser Abend wird für Migel Schurr unvergesslich.







